Was Sie schon immer über Schimmelpilz wissen wollten

Was ist Schimmelpilz?

Schimmelpilze sind Fadenpilze, die ein Fadengeflecht aber keinen nenneswerten Fruchtkörper ausbilden, wie es beispielsweise bei Steinpilzen oder Pfifferlingen der Fall ist.

Schimmelpilze sind ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt. Sie sind in der Außenluft vorhanden und stellen in der Natur einen wichtigen Faktor bei der Zersetzung von organischem Material dar.

Im Innenraum werden Schimmelpilze jedoch zum hygienischen Problem und sollten vorsorglich entfernt werden.

Wie entsteht Schimmelbefall?

Schimmelpilzsporen sind in der Außenluft vorhanden und können über weite Strecken vom Wind getragen werden. Treffen diese Sporen auf einen geeigneten Nährboden beginnen Sie auszukeimen.

Es entstehen Zellfäden die sog. Hyphen, die sich verzweigen und in Ihrer Summe das sogenannte Mycel bilden. Ab einem gewissen Reifestadium entstehen Sonderhyphen, an deren Spitzen sich wiederum Sporenträger bilden. In diesen Sporenträgern werden neue Sporen gebildet mit dem Ziel der Vermehrung, Verbreitung und Überdauerung.

In Innenräumen finden Schimmelpilze organische Nährstoffe in Hülle und Fülle z.B. in Form von Holz, Farben, Tapeten, Textilien, Teppichen, Dämmstoffen usw. Zudem liegen die Temperaturen in Innenräumen, in einem für Schimmelpilzwachstum günstigen Bereich. Schimmelpilze können aber nur bei einer ausreichenden Feuchtigkeit des Nährbodens auskeimen. Daher kommt der Feuchtigkeit beim Wachstum von Schimmelpilzen eine entscheidende Bedeutung zu.

Ab einer Feuchtigkeit von etwa 80% an der Bauteiloberfläche gilt Schimmelpilzbildung als wahrscheinlich.

Ist Schimmelpilz gefährlich?

Die Frage ob Schimmelpilz für den Menschen gefährlich ist oder nicht kann nicht mit einem klaren ja oder nein beantwortet werden. Um diese Frage zu beantworten muss man vielmehr die verschiedenen Wirkungen von Schimmelpilzen auf den Menschen betrachten.

 

Allergene Wirkung:

Schimmelpilze haben eine allergene Wirkung. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind allergische Reaktionen auszulösen. Bei einer solchen allergischen Reaktion bildet das menschliche Imunsystem Antikörper gegen einen an und für sich harmlosen Fremdstoff. Der Körper bereitet sich damit auf die Bekämpfung des Fremdstoffes vor. Der Mensch wird dadurch gegen diesen eigentlich harmlosen Fremdstoff sensibilisiert. Typische Symptome einer allergischen Reaktion sind Schnupfen, Niesen, gerötete Augen, Hautausschlag bis hin zu Asthmaanfällen. Allergische Reaktionen können sowohl durch lebende als auch durch abgetötete Schimmelpilzsporen oder -Fraqmente ausgelöst werden. Daher ist bei einer Desinfektion immer auch auf eine Entfernung der abgetöteten Biomasse zu achten. Da es ca. 200 tausend bekannte Schimmelpilzarten gibt aber erst einige wenige Extrakte zur Testung einer Schimmelpilzallergie lassen sich eventuelle Schimmelpilzallergienen zum Teil nur schwer als solche identifizieren.

 

Infektiöse Wirkung:

Schimmelpilze können eine infektiöse Wirkung auf den Menschen haben. Bei einer Schimmelpilzinfektion einer sog. Mykose gelangen lebende Schimmelsporen über die Alveolen in den menschlischen Körper und beginnen dort zu wachsen. Eine der am häufigsten vorkommenden Mykosen ist die sog. Aspergillose die durch verschiedene Arten der Schimmelpilz Spezies Aspergillus hervorgerufen wird. Gesunde Menschen mit einem intaktem Immunsystem erkranken allerdings äußerst selten an einer Schimmelpilzinfektion. Eine infektiöse Wirkung von Schimmelpilzen kann dagegen bei immunsuprimierten (stark immungeschwächten) Menschen auftreten.  Stark immungeschwächte Menschen sind z.B. HIV- oder AIDS-Patienten oder aber Menschen die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem drosseln, wie beispielsweise Krebspatienten nach einer Chemotherapie (Zytostatika) oder Transplantations-Patienten (Immunsuppressiva). Auch verschiedene Autoimmunkrankheiten sowie chronische Lungenleiden machen die Betroffenen anfälliger für Schimmelpilzinfektionen. Für diese genannten Personengruppen kann Schimmelpilz gefährlich sein. In erster Linie treten diese Infektionen nicht im privaten Wohnbereich sondern im klinischen Bereich auf. Aufgrund einer gestiegenen Lebenserwartung dieser Personengruppen und einer zunehmende Verlagerung der Behandlung vom klinischen auf den ambulanten Bereich, rechnet das Umweltbundesamt hier mit einer Zunahme der Infektionen.

Anders als bei der allergenen Wirkung kann eine Schimmelpilzinfektion jedoch nur durch lebende Schimmelpilzsporen oder -Fraqmente hervorgerufen werden.

 

Toxische Wirkung:

Schimmelpilze produzieren sehr potente Toxine um sich vor anderen Mikroorganismen zu schützen.

Diese Toxine sind zwar äußerst Giftig für den Menschen, aber auch bei einem großflächigem Befall nur in einer derart geringen Dosis vorhanden, daß sie als für den Menschen unbedenklich betrachtet werden. Bislang nicht bekannt ist jedoch, welche Wirkung eine langfristige Exposition mit geringen Dosen dieser Toxine für den Menschen hat.

 

Olfaktorische Wirkung

Durch Schimmelpilzbildung kann es zu einer Geruchsbelästigung des Menschen kommen. Teilweise bis hin zu einem muffig-modrigen Geruch.

 

Psychische Wirkung

Bereits das Wissen um das Vorhandensein von Schimmelpilz im Wohnraum kann für den Menschen eine psychische Belastung darstellen.

 

Abschließend läßt sich sagen, dass Schimmelpilzbildung im Innenraum grundsätzlich als ein hygienisches Problem betrachtet werden muß und daher vorsorglich entfernt werden sollte.

 

Tips zur Vermeidung von Schimmelpilzbefall

Stichwort Wärmedämmung:

Durch Wärmedämmung lässt sich nicht nur Energie sparen, sie dient zudem dem Feuchteschutz. Wärmebrücken werden durch eine Sanierung der Fläche entschärft. Ein Auskühlen der Innenoberflächen an kritischen Punkten wie beispielsweise geometrischen Wärmebrücken wird somit verringert

 

Grundsätzlich gilt, dass wenn sich vor einer Wärmedämmung kein Schimmelpilz gebildet hat, so ist auch nach einer fachgerecht ausgeführten Sanierung, unter sonst gleichen Bedingungen, nicht mit Schimmelpilzbildung zu rechnen.

Stichwort neue Fenster:

Auch durch den Einbau neuer Fenster lässt sich Energie sparen. Durch neue Fenster wird die Gebäudehülle dichter und die Wärmeverluste werden durch höhere Dichtigkeit und besseren U-Wert weiter verringert. Wo vorher kleine, eigentlich unerwünschte, Undichtigkeiten für einen natürlichen Luftwechsel gesorgt haben, findet dieser nun aber nicht mehr statt. Beschlagene Fenster sagen dem Nutzer, dass gelüftet werden muss. Nach dem Austausch der Fenster beschlagen diese nicht mehr so leicht, wenn sie nicht mehr der kälteste Punkt im Raum sind. Der Austausch von mehr als einem Drittel der Fenster erfordert die Erstellung eines Lüftungskonzeptes. Ein bewohnerunabhängiger Mindestluftwechsel kann nach dem Austausch der Fenster meistens nur noch durch die Installation einer Lüftungseinrichtung gewährleistet werden.

Stichwort Lüften und Heizen:

Grundsätzlich gilt: Je wärmer die Lufttemperatur desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen.

Kühlt die Luft hingegen ab sinkt die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft bis hin zum Ausfall von Tauwasser.

Daher empfiehlt es sich durch heizen die Wasseraufnahme der Luft zu erhöhen und die Feuchtigkeit dann durch Lüften abzuführen.

Entstehende Feuchtigkeitsspitzen z.B. durch Baden, Duschen, Kochen oder Wäschetrockung sind zusätzlich abzuführen. Um jedoch beantworten zu können, wie oft Sie lüften müssen um den so entstehenden Feuchteeintrag abzuführen ist ein Lüftungskonzept erforderlich.

Stichwort Kaminofen:

Kaminöfen dienen zur Heizungunterstützung in der Übergangszeit. Sie liefern eine behagliche Wärme, können aber auch zur Vermeidung von Schimmelpilzschäden dienen.

Bei den heute gängigen Zentral-Heizsystemen erfolgt die Wärmeleitung durch sog. Konvektion.

Dabei wird Wärme durch Strömungen und Verwirbelung in der Raumluft durch den Raum geleitet.

Dies hat zur Konsequenz das Wärme unter Umständen nicht bis zu kritischen Oberflächen vordringt.

Die Wärmeübertragung eines Kaminofens erfolgt hingegen durch Wärme-Strahlung. Durch diese Strahlungswärme können kritische Stellen z.B. Fensterlaibungen effektiver erwärmt werden.

Stichwort Baustoffauswahl:

Diffussionsoffene Baustoffe, wie Kalk- oder Lehmputz an Innenoberflächen tragen zu einem gesunden Wohnklima bei. Sie nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf und geben Sie wieder ab. Da sie die Luftfeuchtigkeit bei diffussionsoffenem Aufbau stärker regulieren als diffussionsdichte Oberflächen, können Sie auftretende Feuchtigkeitsspitzen besser abpuffern.

Eine Kalkputzoberfläche hat zudem den Vorteil, das sie stark alkalisch ist.

Stichwort Kipplüftung:

Von einer Dauerkippstellung des Fensters zu Lüftungszwecken ist grundsätzlich abzuraten da die Feuchtigkeit zu langsam abgeführt wird und darüber hinaus der Wandbildner im Bereich der Laibung und des Sturzes zu stark herunterkühlt. Dies kann zur folge haben, dass die im Innenraum, in Form von Wasserdampf, vorhandene Luftfeuchtigkeit im Bereich der Bauteiloberfläche stark herunterkühlt und Tauswasser ausfällt.

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© Sachverständiger Oliver Mörs